Joah, das war doch mal ernüchternd. Klingt in der Überschrift nicht so?! - Na, dann will ich euch erzählen, was sich so begab...
Es beginnt mit der Frustration am Nachmittag. Schnee. Normalerweise mag ich dieses weisse Zeug, aber auf Krücken ist das so ne Sache. Es sah schwer danach aus, dass ich das Weihnachtsblitzen verpasse. Irgendwann habe ich es in meinem Ärger dann sogar auf der Nieder Homepage kundgetan. Mir gelang es dann jedoch, diese Wut ('Schon-wieder-zu-Hause-Rumgammeln-am-Freitag-Abend') zu kanalisieren. Nach mehreren Überredungsversuchen erklärte sich mein Bruder bereit, mich wenigstens zur Bank zu fahren, wartete dort, bis ich Geld und im Supermarkt nebenan Flüssiges für die After-Chess-Party geholt hatte...um dann festzustellen, dass mein Zug seit 3 Minuten abgefahren war. Ich beschloss also, ein Taxi zu nehmen, da zur nächsten Bahn absolut keine Fahrmöglichkeit mehr bestand. Mein Bruder war auch verabredet. Der Anruf beim Taxiunternehmen war ernüchternd: 'Frühestens in 20 Minuten, eher in 30 sind wir da.' Na super!
Während der Wartezeit wollte ich Oli nochmal Bescheid geben, dass ich den Schlafplatz nun doch in Anspruch nehmen wolle. Dabei eröffneten sich organisatorische Probleme, da er in der Nacht wieder nach Bad Homburg fahren musste und sein Mitbewohner auswärts übernachtete. Es wurden Pläne für den Notfall geschmiedet und Alternativen diskutiert. Kein Problem, es findet sich immer irgendwas.
Das Taxi kam dann doch früher als erwartet und knapp erwischte ich die S1 in Ober-Roden noch. Auf dem Hinweg war Langeweile, ein bisschen Musik via mp3-Player, SMS an Franzi ('Kommste zum Blitzn?'), Antwort von Franzi ('Ne, Weihnachtsfeier vonner Arbeit'), Anruf bei Richard - geht nicht dran, Rückruf von Richard (Kann grade nicht gut sprechen). In Nied dann der große Kampf gegen das weisse Zeug auf dem Boden und das fiese rutschige darunter. Ich habe gewonnen, auch wenn es verdammt anstrengend war, bis zum Spiellokal zu kommen. Sonst rauche ich auf dem Weg nichtmal eine Zigarette fertig...
Angekommen dort konnte ich die Teilnehmer begrüßen. Später stießen noch Karl-Heinz Bendler und Felix Hauser als Zuschauer hinzu. Das Weihnachtsblitz an sich wurde dann vorbildlich von Thomas Zöller geleitet und er verteilte auch Teller voller Plätzchen, die zumindest mir wieder ein Kilogramm mehr um die Rippen einbrachten. Direkt vor dem Wettstreit wurde noch vereinbart, dass es im Falle einer Punktgleichheit eine Sudden-Death-Stichkampfpartie geben solle. Zu meinem Glück war das nicht nötig ;-)
Hier dann mal das Turnier aus meiner persönlichen Sicht:
Runde 1: Mit Schwarz gegen meinen Angstgegner Kai-Oliver Grienitz-Dechau, gegen den ich schon bis unmittelbar vor offiziellem Anpfiff drei Partien gezockt hatte. Diese war dann aber relativ solide gewonnen.
Runde 2: Weiss gegen unsere gute Seele Heinz Lorenz, der wie eigentlich immer einen eigenwilligen Igel spielte und verlor.
Runde 3: Um Sven Perlitz' c3-Sizilianer zu vermeiden spielte ich mal wieder Skandinawisch, was er harmlos behandelte, irgendwann einen Bauern einstellte und ich diesen dann im Endspiel verwertete.
Runde 4: Gerd Graf versuchte gegen Sämisch-Königsinder einen Aufbau mit b6, der wohl nur gegen einen weissen Läufer auf e3 schlüssig ist. Dennoch wildes Scharmützel, aber am Ende mit dem besseren Ende für mich. An dieser Stelle verkündete der Turnierleiter sehr erfreut, dass es bis dahin nur zwei Spieler mit 100% gäbe. Das tat er freudetrunken, weil er der andere war...
Runde 5: Mit Schwarz gegen den 'angeschlagenen Bären' Oliver Uwira. Er hatte schon eine Partie verloren und wollte daher nicht Remis spielen. Gegen seinen Katalanen fand ich dann auch nichts richtiges und verlor zurecht.
Runde 6: Mein Freilos, unglücklicherweise direkt nach der von vornherein geplanten Pause.
Runde 7: Weiss gegen Richard Günzler. Wir kennen uns ja nun in- und auswendig, trotzdem wollte ich es auf eine 'Diskussion' ankommen lassen und seine Schwächen aufdecken. Er hat offenbar das Slawische Gambit geübt! Ich stand hoffnungslos nach diversen Fummelopfern, gewann dann aber in bestem Fitschel-Stil!
Runde 8: Gegen Theorie-Guru und Turnierleiter Thomas Zöller traute ich mich wiederum kein Sizilianisch und wich auf Skandinawisch aus. Nach ausgeglichenem Spiel stellte er dann in Zeitnot alles ein. Danke!
Runde 9: Hendrik Zimmermann wählte Holländisch und nach kaum 10 Zügen befanden wir uns beide im Pfusch-Modus. Geile Partie, am Ende mit dem glücklicheren Ende für mich!
Und wer hat nun gewonnen?! Hier die Abschlusstabelle:
1. Lather
2. Revilo
3. Gerd Graf
4. Hendrik Zimmermann
5.-6. Thomas Zöller und Sven Perlitz
7. Kai-Oliver Grienitz-Dechau
8. Richard Günzler
9. Heinz Lorenz
Achja, da fehlt noch der Weg zurück. Am Nieder Bahnhof traf ich eine Kolonne Abiturienten, die feucht-fröhlich auf dem Weg zur nächsten Party waren. Aber gut erzogen halfen sie mir beim Einsteigen in die S-Bahn. Diese Erhöhung um geschätzte 25 cm ist für Krücken nun wirklich ein Unding. Ab dem Hauptbahnhof saß ich dann neben der nächsten - kleineren - Gruppe Abiturienten, denen ich versicherte, dass die Kenntnis des Satz von Vieta und der Kettenregel nun wirklich nicht darauf hindeutet, dass sie Probleme mit dem Abitur haben sollten.
Angekommen im heimatlichen Münster erklärte mir der sichtlich enervierte Herr von der Taxizentrale, dass es mindestens anderthalb Stunden dauern würde, bis die nächste Taxe frei wäre. Gute Nacht zusammen!
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