Montag, 1. März 2010

Das erste Mal Chess 960


Am vergangenen Samstag stand die Offene Frankfurter Chess960-Meisterschaft auf meinem Plan. Für mich war es auch das Debüt in dieser relativ jungen Variante des königlichen Spiels. Zwar hatte ich vorher schon hier und da freie Partien mit durchgewürfelter Grundstellung gespielt, aber unter Turnierbedingungen ist es doch ein bisschen anders.

Schon kurz nach dem Eintreffen in Preungesheim war klar, dass meine Prognose ein wenig zu optimistisch war. Boidman, Margolin, Klundt, Solonar, Isserman und Voropaev schoben Oliver und mich auf die Setzlistenplätze 7 und 8. Immerhin konnten wir den ersten Frühlingstag mit einem Weizenbier begrüßen.

Runde 1: Weiß gegen Thorsten Ostermeier (IPS 1774).
Eine Stellung, die nach allgemeiner Einschätzung Weiß gewissen Vorteil einräumt, behandelte ich sehr aggressiv, in dem ich schon vor dem fünften Zug einen Bauern opferte. Diesen erhielt ich aber später zurück und nach einigen Zeitverlusten meines Gegners erreichten wir die folgende Stellung:

Selbstverständlich habe ich hier 1.Sxf6+ gxf6 2.Dxf6 gespielt, wonach Schwarz sich mit 2...Te5 in sein Schicksal ergab und ich den errungenen Materialvorteil nach Hause fuhr. Kleine Knobelei: Was hätte Weiß nach 2...Se5 gespielt?

Runde 2: Schwarz gegen Thomas Renner (IPS 1974).
Diese Partie verlief sehr lange ausgeglichen, bis mir bei knapper Zeit gütigerweise eine Abwicklung in ein gewonnenes Bauernendspiel angeboten wurde. Da sagte ich auch nicht nein und konnte so den zweiten Punkt erzielen.

Runde 3: Weiß gegen Dr. Mustafa Wail (IPS 2075).
In dieser Partie schien sich zunächst die größere Chess960-Erfahrung zu zeigen, als ich doch sehr schlecht aus der Eröffnung kam und erst gegen Zug 20 mit Weiß (!) ausgleichen konnte. Bald hatte ich aber dann meine Figuren auf gute Felder manövriert und konnte losschlagen.


Schwarz hatte eben den Springer nach e6 gebracht, wo er aber nicht lange stand 1.Txe6 Lxe6 2.Sxg7 Txg7 3.Dxe6 Dg6!? Der Nachziehende verteidigt sich findig, so wäre nach Damentausch auf g6 der Bauer f5 gedeckt. Aber 4. g3 Dxe6 5. Txe6 Kg8 6.Lxf5! Tf7 7.Lg4


unterstreicht die Dominanz der weißen Figuren. Das Endspiel war nach Rückgewinn der Qualität leicht gewonnen.

Runde 4: Schwarz gegen IM Stefan Solonar (IPS 2310).
In dieser Partie musste ich durchweg Druck aushalten, doch meine Stellung hielt. Am Ende sah die Stellung riesig für den Weißen aus, aber er konnte keinen Hebel ansetzen ohne in meine Konter zu laufen und eigene Schwächen zu entblößen. Daher Remis durch Zugwiederholung.

Runde 5: Weiß gegen IM Boris Margolin (IPS 2415).
Ein halber Punkt hätte für Platz 3 gereicht, auch wenn ich das freilich noch nicht wusste. Auch hier geriet ich in der Eröffnung gewaltig unter Druck, da ich meine Figuren disharmonisch aufgebaut hatte. Mit sehr druckvollem Spiel inklusive doppeltem Bauernopfer wurde ich dann fachgerecht zerlegt. In der Partie war Boris einfach zu gut für mich, schade.

Am Ende wurde ich dann siebter, Oliver nach schlechtem Start neunter, beide mit 3 Siegen, einem Remis und einer Niederlage. Ich habe dadurch auch eine erste IPS erhalten: 2223 lautet meine Einstiegszahl. Hier findet man die komplette Tabelle.
Ein paar Fotos gibt es diesmal auch. Vielen Dank an Mike Rosa von den Chesstigers, der sie mir freundlicherweise zur Verfügung stellt.

Vor meiner ersten Partie gegen Ostermeier.

Kurz vor dem entscheidenden Opfer in Runde 1.

Tobias Makilla - Oliver Uwira

Die letzte Runde gegen Boris Margolin

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