Freitag, 12. März 2010

Brendel - Lather



Wie angekündigt möchte ich noch meine Partie vom vergangenen Freitag präsentieren, insbesondere die kritische Phase.

1. e4 c5 Warum eigentlich? - Es ist Freitag Abend, ich habe mich nur auf Bonnaire, Niebling und Kremer vorbereitet und schon viel zu lange keinen Najdorf-Sizilianer mehr genauer betrachtet... 2. Sf3 d6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 a6 6. Lg5 e6 7. f4 Sbd7 8. Df3 Dc7 9. O-O-O b5 10. g4 Da geht es schon los! Wie spielt man nochmal gegen diesen Aufbau? Ich hatte am Brett alles vergessen und entwickelte mich erstmal nach gewohntem Schema. 10...Lb7 11. Lxf6 Sxf6 12. a3 Le7 13. g5 Sd7 14. Tg1


Bis hierhin gab es immerhin Vorgänger, wenn auch nur relativ wenige. Mein nächster Zug wird aber sicher nicht als bedeutende Neuerung in die Geschichte eingehen. 14...Db6N Ein Abwartezug, da mir nicht klar war, welchen Plan Schwarz hier anwenden sollte. Immerhin droht für einen Moment e5 und die c-Linie wird geräumt, andererseits wird auch das Feld d7 geschwächt. 15.Le2 Hier hätte ich den Läufer eher auf h3 erwartet, was den Finger auf den wunden Punkt e6 legt. Mir fiel nun nichts besseres ein, als gegen den drohenden Vormarsch der weißen Bauern das kompromittierende 15...g6?! zu spielen. Weiß steht hier sicher schon besser. 16. Dh3 Jetzt wird e6 erwartungsgemäß attackiert. 16...e5 17. Lg4?! Hier hätte die Anziehende mit 17.fxe5 dxe5 18.Sf3 solide Vorteil behalten können. Nicht gut wäre hingegen 18.Sdxb5, was den Springer auf d7 angreift. Nach 18...Sc5 fehlt dem gierigen weißen Gaul die Möglichkeit zum Rückzug und nach dem Rettungsversuch 19.Dg3 0-0 20.Dxe5 axb5 21. Dxe7 b4 22. axb4 Dxb4 wird der schwarze Gegenangriff zu stark. 17...Td8? ließ nun die Chance aus, den bisherigen Aufbau zu rechtfertigen. 17...Sc5 18. fxe5 Es hängen ja e4 und f4, zudem 'droht' die Rochade. 18...Lxg5+ 19. Kb1 dxe5 und es ist nicht klar, ob Weiß genug Kompensation für den geopferten Bauern hat. 18. Lxd7+ Txd7 19. Sf5?


Der Analyseknecht bewertet dieses Opfer mit zwei Fragezeichen und ehrlich gesagt: Mir ging es während der Partie ähnlich. Mit 19. Sde2 steht Weiß dauerhaft ein Stück besser. Nach der erzwungenen Annahme 19...gxf5 20. exf5 muss man sich selbstverständlich noch genau verteidigen, aber immerhin ist der Nachziehende wieder im Spiel. Knochentrocken will der Rechner hier 20...exf4 21.f6 Lf8 spielen. Es mag ja sein, dass Turm und Läufer dann rechtzeitig ins Spiel zurückfinden, aber vermutlich ist das einfach eine Stellung, die über den Horizont der Maschine hinausgeht. Eine derart passive Abwehrhaltung hielt ich für fehlerhaft und spielte lieber aktiv 20...b4! 'Natürlich' bewertete der Computer das wiederum mit zwei Fragezeichen, weil ja nun nach 21. axb4 Dxb4 22.fxe5 Lxg5+! 23. Kb1 f6! nur noch ein kleiner Vorteil für Schwarz erkannt wird. Diese Variante hatte ich übrigens auch gesehen und geplant. Warum meine Gegnerin nun mit 21. Sa4? freiwillig die letzte Leichtfigur fernab des Geschehens platzierte, würde ich sie gerne nochmal fragen. Direkt nach der Partie waren wir beide zu platt für eine Analyse. Die Idee des Zuges kann für mich nur im Tempogewinn auf die Dame liegen und die wird ja auf ein besseres Feld getrieben: 21...Dc6 Entzieht sich dem Angriff und blickt gleichermaßen nach a4 und nach c2. Ab hier ist die Partie wohl schon gewonnen und auch wenn mein Gefühl während der Partie schon ok war, so sind noch einige Klippen zu umschiffen. 22. g6 Was sonst?! Fritz gibt 22. Db3 knapp den Vorzug, aber die Variante führt zu einem Endspiel mit Mehrfigur für Schwarz. Das kann es ja nicht sein. 22...fxg6 23. fxg6 Tc7 24. Td2 bxa3! Der Gaul am Brettrand war keineswegs vergessen, aber wenn man ihn in Zug 22 bis 24 nimmt, dann folgt immer g7 und der weiße Angriff gewinnt an Kraft.


Nun steht Weiß am Scheideweg. Der Angriff kann mit g7, Dh5 oder gxh7 fortgeführt werden. Nach 25. g7 Tg8 26. Dh5+ Kd8 27. Dxh7 Dc4 geht es aber nicht voran und 25.Dh5!? führt 25...Kd8! mit Zugumstellung zur obigen Variante. Also bleibt nur 25. gxh7 a2! Wiederum war 25...Dxa4 nicht möglich, diesmal wegen 26. Tg8+. Der vorgerückte Bauer droht aber Matt und zwingt Weiß, den Stolz der eigenen Stellung, den Bauern h7, aufzugeben und auch noch die Dame vom gegnerischen König fort zu bewegen. 26. Tg8+ Lf8 Geht der König nach f7, wird er mattgesetzt. 27. De6+ Te7 28. Dxa2 Thxh7

Jetzt steht der schwarze Monarch sicher inmitten seiner zahlreichen verbliebenen Figuren und der Materialvorteil gibt den Ausschlag. Den Rest gebe ich unkommentiert an.
29. f5 Thf7 30. Tdg2 Txf5 31. Tg1 Dd5 32. Da3 Tef7 33. Dh3 Dc4 34. b3 Tf1+ 35. Kb2 Dd4+ 36. Dc3 Dxc3+ 37. Sxc3 Txg1 38. Txg1 Tf2 39. h4 Th2 40. Tg4 Le7 0-1

Und hier gibt es diese spannende Partie nochmal zum Durchklicken:

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