Um die Überschrift verständlich zu machen, müssen wir die Zeit zurückdrehen.
Sonntag, 13. Juni 2010.
8.55:
Erstaunlich wach für diese Uhrzeit mache ich mich auf den Weg zur Bahn. Das Willi-Ellenberger-Gedenkturnier steht an, 9 Runden Schnellschach ausgerichtet vom eigenen Verein. Das darf man natürlich nicht verpassen.
10.16:
Ankunft in Frankfurt-Griesheim, wo ich erstmal meine Tabakvorräte am Kiosk erweitere und dann ab zum Saalbau, um noch beim Aufbau zu helfen.
11.15:
Mit etwas Verspätung startet die erste Runde. Trotz 3 IM und 4 anderen FM im Feld bin ich an 4 gesetzt. Vielleicht ist ja tatsächlich ein Platz im Geld möglich.
Runde 1 bringt dann erstmal Ernüchterung. Gegen Rafael Murandian (ELO 1800) aus Bornheim stehe ich mit Schwarz lange Zeit sehr schlecht, bis er dann mit einer Fehleinschätzung ein undeckbares Matt zulässt. Sehr glücklicher Punkt für mich.
Runde 2 dann Weiß gegen Peter König (DWZ 1880) vom SK Langen. Alles läuft wunderbar, ich gewinne einen Bauern bei besserer Struktur...und fange dann an, meinen Vorteil nach und nach einzustellen, bis ich sogar in einem verlorenen Endspiel lande. Mein Gegner begnügte sich aber angesichts knapper Zeit mit einer Zugwiederholung und der Punkteteilung.
Runde 3 musste ich dann mit Schwarz gegen Harald Skarke (DWZ 1967) aus Neuberg ran. Nach ruhiger Eröffnung erhielt ich einigen Vorteil, fand aber zunächst keinen Weg in die weiße Festung. Wieder half mir gegnerische Zeitknappheit - am Ende konnte ich einen vollen Punkt verbuchen.
Vor der Mittagspause dann noch einmal mit den weißen Steinen in Runde 4 gegen FM Behrang Sadeghi (DWZ 2168) von den Sfr. Friedberg. Nach harmloser Eröffnung entstand eine Position mit besserer weißer Struktur gegen aktivere schwarze Figuren. Als ich seine Angriffsversuche abgewehrt hatte, war das Endspiel nur eine Frage der Technik gegen die vielen Schwächen. Somit 3,5/4 in der Tasche und einen leckeren Burger beim Imbiss nebenan verdient.
Nach der Mittagspause stand dann das vereinsinterne Duell gegen FM Oliver Uwira (DWZ 2204) mit Schwarz an. Da seine Pizza aber länger dauerte, war schnell ein Remis in der Turniertabelle zu finden.
Runde 6 bescherte mir dann Weiß gegen Vladislav Kolker (DWZ 2002), wiederum von den Sfr. Friedberg. Gegen ihn verlaufen meine Partien kurios bis abenteuerlich, schwanken von weißem zu schwarzem Vorteil, unabhängig von Bedenkzeit, Anlass und Farbe. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Sie gehen immer unentschieden aus. So auch diesmal. ;-)
In Runde 7 musste sich dann langsam, aber sicher entscheiden, ob es nochmals nach vorne gehen kann, oder ob das Turnier gemütlich ausläuft. Mit Schwarz gegen Patrick Chandler (DWZ 2156) unterschätzte ich die Kraft eines eindringenden Turmes und ruinierte meine Stellung damit. Ohne Zeitmangel spielte er aber schnell wie immer und wurde dann von einem schwarzen Freibauern überrascht, der mit Schach zur Dame wurde und mir einen weiteren glücklichen Punkt einbrachte.
In der Vorschlußrunde kam es dann am Spitzenbrett mit Schwarz gegen IM Anatoli Donchenko (DWZ 2322) zu einer schnellen Punkteteilung. Ich hatte ausgeglichen, er bot Remis, ich reichte die Hand und beide waren zufrieden.
Die Auslosung wollte es dann, dass ich in der letzten Runde mit Weiß gegen Vereinskamerad Gerd Graf (DWZ 2156) spielen musste. Klar war: Mit einem Sieg wäre ich Dritter und es gäbe ein wenig Geld für das abendliche Fußballvergnügen...
Schnell hatte ich einen ordentlichen Vorsprung auf der Uhr erarbeitet und es kam dann ein Bauer hinzu. Allerdings erhielt Gerd immer mehr Gegenspiel für diesen Bauern und ich sah mich plötzlich mit beiderseits knapper Zeit in einem verlorenen Endspiel. Doch bei nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr entging ihm die Pointe meines allerletzten Tricks und in dann schon wieder für mich gewonnenen Stellung überschritt er die Zeit. Somit der dritte Platz und ein wenig Geld, um den Abend zu feiern.
Nach dem Abbau fanden sich dann Richard, Revilo und ich am Bahnhof ein, um den Weg nach Darmstadt anzutreten. Das Spiel der deutschen Kicker wollte verfolgt werden. Die Vordfreude steigerte sich immer weiter und auch der lange Anmarsch zu Fuß in Darmstadt bei einigen Regentropfen tat der Laune keinen Abbruch. Als Ziel war der Bayrische Biergarten auserkoren worden. Und auf eben jenem Fußweg dorthin begegneten uns zwei Kinder, die schon von weitem zu hören waren. Und sie antworteten uns auf die Frage, woher denn ihre Tröten kämen: 'Von dem Kiosk da hinten'...
An besagtem Ort angekommen erklärte uns der Besitzer, dass er keine Vuvuzelas verkaufen würde. 'Aber die Kinder hatten doch ihre Tröten von hier?' - 'Ach, die sind aus dem Micky-Maus-Heft!'. Und so erbaten wir drei Hefte, doch es gab nur noch zwei, die wir beide kauften. Nur um Tröten zu besitzen, aber das war es wert... ;-)
Einige Minuten nach dem Anpfiff des Spiels erreichten wir dann endlich unser Ziel, gerade rechtzeitig, um noch ein Bier vor dem ersten Tor zu bestellen. Den Rest dürfte sich jeder selbst ausmalen können. Mein Tipp wurde sogar noch übertroffen! Achja: Das Preisgeld überlebte diesen 13. Juni nicht ;-)
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Glückwunsch zur guten Platzierung! Wie aber an anderer Stelle im Web zu sehen ist, stand das obligatorische Weizen auch an diesem Tag nicht erst am Abend auf dem Speiseplan...:-)
AntwortenLöschenZum Glück fällt Alkohol nicht unter die Dopingregeln...
...noch nicht ;-)
AntwortenLöschenTrotzdem Glückwünsche zum schachlichen Teil, wobei die abendliche Sause allen wahrscheinlich viel wichtiger war. Zu Recht.
Stimmt - und zum Glück hat er nicht sein Versprechen von Bad Vilbel wahr gemacht.
AntwortenLöschenUnd das Alkoholverbot wird irgendwann auch noch kommen (Zigaretten, Handys, Hängepartien,...). Aber hier dann bei Bedarf ja vorgeglüht werden..:-)
Und es zeigt sich, dass nicht nur im Sauerland am Schachbrett manchmal einer gezwitschert wird (wie in einem anderen Blog des öfteren behauptet wird).