Mittwoch, 12. Mai 2010

Griesheimer Schachtage 2010

Am vergangenen Wochenende habe ich wie angekündigt die Griesheimer Schachtage mitgespielt und sogar meinen Tipp erfüllt. 4 Punkte aus 5 Runden und geteilter dritter, nach Wertung dann fünfter Platz am Ende.
Das entspricht fast genau den nominellen Erwartungen, was sich auch in +1 DWZ und +4 ELO zeigt. Auf dem Brett geschah aber doch das ein oder andere erwähnenswerte.

Runde 1 mit Weiß gegen Andre Bitzer (DWZ 1726/ keine ELO):

Freitagabend direkt von der Hochschule 'angereist' bescherte mir das Auslosungsprogramm gleich einen guten Bekannten gegen den ich bereits zum dritten Mal bei meiner fünften Teilnahme in Griesheim spielen musste. Allerdings erwies er sich bisher als angenehmer Gegner und überließ mir den vollen Punkt. So auch diesmal, bereits im sechsten Zug spielte er etwas schnell 6....c6 und ließ einen isolierten d-Bauern zu, den ich schnell gewann. Der Rest der Partie lief dann unter dem Motto 'Nur nicht als erster aufgeben'. Nach der Partie tranken wir dann noch ein Bier zusammen und ich kam angesichts der langwierigen Verbindung spät nach Hause.



Am nächsten Morgen stand ich dann in Darmstadt und wartete auf meine Straßenbahn. Doch die kam nicht, aus der Ferne ließ sich vermuten, dass ein Unfall passiert sein musste und nun ein Auto auf den Schienen jegliche Straßenbahn zum Stillstand zwang. Bald ward die böse Ahnung Gewissheit und so blieb mir nur der Fußweg zurück zum Hauptbahnhof um mit einem Taxi zum Spielort zu fahren. Teurer Spaß, aber immerhin kam ich pünktlich.

Runde 2 mit Schwarz gegen Johannes Neuner (DWZ 1877, ELO 1960):

Nach 15 Zügen entstand folgende Stellung aus einem Katalanen, nachdem beide schon eine Weile keine Theoriekenntnisse mehr hatten, was aus meiner Sicht natürlich ziemlich peinlich ist. Immerhin spiele ich selbst immer wieder Katalanisch, zum anderen hatte ich vor etwa einem Monat erst eben diese Variante mit Schwarz vorbereitet.


Hier zog ich 15...Sb8 und wollte mich mittels nachfolgendem Sc6 des lästigen Läufers auf a5 entledigen, wonach Schwarz keine Probleme haben sollte. Nach 16.Tac1 spielte ich das prophylaktische, aber langsame 16...h6, weil ich nicht weit genug rechnete. 16...Sc6! sichert Schwarz gutes Spiel, weil nach 17.e4 (davor hatte ich Angst) nach 17...Sxe4 18. Sxe4 Sxa5 19.Seg5 Lxg5 20.Sxg5 g6 21. Lxd5 Dxd5 noch der Springer g5 hängt, was mir während der Partie entging. Danach bewegte sich die Stellung zwischen Gleichgewicht und leichtem weißen Vorteil. Einer möglichen Zugwiederholung ging ich aus dem Wege und als beide Uhren nicht mehr allzuviel Restbedenkzeit anzeigten, entschied ein fröhliches beiderseitiges Gepatze die Partie.


In obiger Position spielte mein Gegner 27. Dc5. Während der Partie und der folgenden Analyse hielten wir beide den Einschlag auf e6/g6 für minderwertig, mein Rechner zeigt allerdings übergroße Kompensation für den kleinen Materialnachteil. Es folgte 27...S8d7 (e5) 28.Dg5 (Dc6) e5 (Sf8) 29.Se2 (Lxb6) Kh7 (Sf8) 30.Tc2 (De7) f6 0-1 und die weiße Dame ist gefangen. Frage- und Rufzeichen spare ich mir - der Lesbarkeit zuliebe. ;-) Seltsamerweise fanden wir in der Analyse außer 28. Dc6 und 30. De7 keinen der besseren Züge und letzteren nur dank Klaus Klundt.



Die Mittagspause nutzte ich dann gezwungenermaßen zu einigen Berichten für das Studium, um dann nachmittags gegen den nächsten alten Bekannten zu spielen. Mit Werner habe ich schon vor 15 Jahren bei Bezirkseinzelmeisterschaften der jüngeren Altersklassen die Klingen gekreuzt. In den letzten Jahren gingen allerdings alle Punkte an mich, wenn auch teilweise glücklich.

Runde 3 mit Weiß gegen Werner Hahn (DWZ 2012, ELO 2155):

Die Geschichte dieser Partie ist schnell erzählt. Ich behandelte die Eröffnung wiederum ohne Theoriewissen ziemlich sorglos und schlecht und stand mit Weiß schnell mit dem Rücken zur Wand. Einzig im 16. Zug hatte ich einmal die Möglichkeit mit 16.bxa6 im Spiel zu bleiben, aber wie so oft verstand ich das erst mit Hilfe von Freund Fritz. Im 17. Zug und bereits in sehr bedenklicher Lage entschied ich mich, einen Bauern zu opfern, um dann irgendwie ein Endspiel zu erreichen, dass ich hoffentlich halten kann. Wundervolle Aussichten! Zu meinem Glück spielte Werner dann nicht mit letzter Konsequenz, sondern eher sicher auf zwei Ergebnisse. So ging mein Plan letztlich auf. Mittlerweile bin ich selbst erstaunt über mein Talent ruinöse Stellungen aufzubauen und aus diesen dann noch etwas Zählbares zu erzielen...



Am Abend ging es dann mit zwei Schachfreunden zu einem Kommilitonen: Grillabend. Wie es dann am letzten Turniertag nach wenig Schlaf weiterging erfahrt ihr morgen gegen Abend.

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